11801

Die internationalen Standardisierungs-Aktivitäten für anwendungsneutrale Verkabelungssysteme begannen 1991. 1993 lag der erste Entwurf für den internationalen Standard ISO/ IEC 11801 vor, dessen Veröffentlichung bereits 1995 erfolgte. Der Standard 11801 und die weitestgehend identische europäische Norm EN 50173 sind für Deutschland relevant. Sie definieren einen Geltungsbereich für eine Gelände-Ausdehnung von bis zu 3 km und für eine Bürofläche von bis zu 1 Million Quadratmeter mit 50 bis 50.000 Endgeräten. Die Standards unterstützen Sprach-, Daten-, Text-, Bilder- und Video-Anwendungen und enthalten deshalb die Vorgaben für Konfiguration, Implementierung, Leistung und Konformität. Darüber hinaus beschreiben sie Empfehlungen zum generellen Aufbau eines Verkabelungssystems und klassifizieren die einzusetzenden Kabeltypen ebenso wie die Ende-zu-Ende-Verbindungen ( Link-Klasse).

Geltungsbereich und Topologien des Standards 11801

Wesentlicher Bestandteil der Verkabelungsstandards ist eine hierarchische Struktur mit sternförmiger Verkabelung. Der geografische Geltungsbereich wird strukturiert in die Primärverkabelung, die Sekundärverkabelung und die Tertiärverkabelung. Die Strukturierung und der sternförmige Aufbau der Verkabelung haben einige Vorteile: Es können problemlos neue Netzsegmente hinzugefügt werden, ohne eine Beeinträchtigung der gesamten Struktur. Treten in einem Netzsegment Störungen auf, so bleiben diese auf dieses Netzsegment geschränkt und beeinträchtigen nicht die Funktionalität anderer Subnetze. Gegen den Ausfall einer Primärstrecke können Redundanzstrecken vorgesehen werden. Der Ausfall eines Backbone-Netzes hat keine Auswirkungen auf die Kommunikationsfunktionen innerhalb der Subnetze. In den Tertiärbereichen können durch entsprechende Beschaltung der Verteiler verschiedene Netztopologien - Stern, Bus, Ring - realisiert werden.

Funktionale Komponenten des Verkabelungsstandards

Verkabelungsstruktur nach ISO/IEC 11801

Verkabelungsstruktur nach ISO/IEC 11801

Zu den funktionalen Elementen der Verkabelungsbereiche gehören in der Geländeverkabelung die Primärkabel und der Standortverteiler ( SV), in der Gebäudeverkabelung die Sekundärkabel und der Gebäudeverteiler ( GV) und in der Etagenverkabelung die Tertiärkabel, die Etagenverteiler ( EV), eventuelle Kabelverteiler ( KV) und die Telekommunikationsanschlussdosen ( TA). Die Leitungslängen für den Primärbereich wurden mit 1.500 m, für den Sekundärbereich mit 500 m und den Tertiärbereich mit 90 m spezifiziert. Der Definitionsbereich für die Link-Klassen endet an der Telekommunikationsanschlussdose; das bis zu 10 m lange Anschlusskabel bleibt unberücksichtigt, lediglich der Bereich vom Patch-Panel bis zum Crossconnect wird in der Link-Klasse berücksichtigt.

Im Standard 11801 spezifizierte Übertragungsmedien

Geltungsbereich des universellen Verkabelungssystems

Geltungsbereich des universellen Verkabelungssystems

Die Standards beschränken sich in den einsetzbaren Übertragungsmedium auf Lichtwellenleiter und symmetrische TP-Kabel. Wobei die Empfehlungen für alle Verkabelungsbereiche beide Alternativen freistellen: Gradientenfaser mit 62,5/125 µm und UTP- bzw. STP-Kabel. Für die Kabelspezifikationen definieren die Standards die drei Kategorien 3, 4 und 5. Die Übertragungseigenschaften für diese Kabel, ebenso wie für die Anschlusstechnik, sind in so genannten Link-Klassen spezifiziert, die mit dem Wort Class, gefolgt von einem Buchstaben "A", "B", "C", "D", "E" oder "F" gekennzeichnet sind. Class "D" hat beispielsweise ein Übertragungsverhalten das durch die Eigenschaften der Übertragungskomponenten der Kategorie 5 gegeben ist, Class "F" basiert auf Komponenten der Kategorie 7.

Für die Klassifizierung der Kabel gibt es ebenso wie für die Link-Klassen Vorschläge von DIN, mit denen der Frequenzbereich der Kabel und die Übertragungseigenschaften der Link-Klassen erweitert werden sollen. Mit den Kategorien 6 und 7, die als deutscher Standardisierungsentwurf E DIN 44312-5 in den internationalen Standard eingebracht wurden, wird der Frequenzbereich von 100 MHz auf 250 MHz (Kat.6) und 600 MHz (Kat.7) erweitert, die entsprechende Link-Klassen heißen Klasse E und F.

Die Netzanwendungsklassen E und F unterstützen ATM, Gigabit-Ethernet und 10-Gigabit-Ethernet. Um eine Zukunftssicherheit und einen hohen Investitionsschutz zu erreichen, ist der Entwurf abwärtskompatibel zur europäischen Norm EN 50173.

Komponenten im Arbeitsplatzbereich

An Anschlusskomponenten sehen die Standards für Lichtwellenleitern den SC-Stecker vor und den wesentlich kompakteren LC-Stecker, der den SC-Stecker ablösen soll. Für die verdrillten Kupferkabel wird ausschließlich der RJ45-Stecker im Verteilerbereich als auch in der Arbeitsplatzverkabelung empfohlen. Der RJ45-Stecker ist allerdings bei höheren Bandbreiten, entsprechend der Kategorie 7, nur bedingt einsetzbar, da er nur bei Verdrahtung der äußeren Anschlusspaare die erforderlichen NEXT-Werte erreicht. Da dies zu einer Einschränkung der Flexibilität geführt hätte, wurden für Verkabelungen nach der Link-Klasse F der GG-45-Stecker sowie der TERA-Stecker zugelassen. Vom IEC und von der ISO wurde der GG-45-Stecker standardisiert.

Definition von Link, Permanent Link und Kanal

Definition von Link, Permanent Link und Kanal

Weitere Änderungen tangieren den Tertiärbereich. Dieser Bereich besteht aus der Strecke vom Übertragungsgerät bis zum Crossconnect, dem Patchfeld mit Patchkabel, der horizontalen Verkabelung (90 m) mit der Tk- Anschlussdose und dem Anschlusskabel bis zum Endgerät. In der Link-Spezifikation der 1. Version wurde der Verteilerbereich und das Etagenkabel berücksichtigt, nicht aber das Anschlusskabel. In der Revision des Standards wird die Link-Spezifikation durch die "Permanent Link" und den " Kanal" ersetzt. Die Permanent Link ist der Bereich zwischen Patchfeld und Telekommunikations-Anschlussdose, und der Kanal definiert die Ende-zu-Ende-Verbindung im Tertiärbereich zwischen Übertragungsgerät und Endgerät. In der Kanalspezifikation werden also alle Komponenten und Kabel der Etagenverkabelung berücksichtigt: Der Cross Connect mit Verteilerkabel, das Patchpanel mit Patchkabel, das Etagenkabel, die Anschlussdose und das Anschlusskabel. In den Standards sind alle Kabelspezifikationen wie der Wellenwiderstand, die Dämpfung, das Nahnebensprechen (NEXT) und das Dämpfung-Nebensprech-Verhältnis ( ACR) sowie die Übertragungseigenschaften der Steckverbinder festgelegt.

2018 wurde der ISO/IEC-Standard 11801 aktualisiert, erweitert und neu strukturiert. Danach gibt es folgende Gliederung: 11801-1: Generelles, 11801-2: Bürogebäude, 11801-3: Industrie, 11801-4: Wohnungen, 11801-5: Rechenzentren und 11801-6: Gebäudeautomatisierung.

Informationen zum Artikel
Deutsch: 11801
Englisch: ISO/IEC 11801
Veröffentlicht: 11.10.2018
Wörter: 863
Tags: VK-Strukturen
Links: Aktivität, Verkabelungssystem, Internationale Standardisierungs-Organisation, Internationale elektrotechnische Kommission, Norm
Übersetzung: EN
Sharing: