Zur korrekten Nutzung der Begriffe Standard/Norm bzw. Vorschrift und Empfehlung ist es notwendig, einen Blick auf die jeweiligen Definitionen zu werfen, auch wenn
sie teilweise nicht eindeutig sind.
Unter einer Norm (engl. Standard) versteht man eine allseits rechtlich anerkannte und durch ein Normungsverfahren
abgesegnete, allgemein gültige sowie veröffentlichte Regel zur Lösung eines Sachverhaltes. Bei dem in der Literatur ebenfalls häufig verwendeten Begriff Standard ist zu unterscheiden
zwischen der falschen Verwendung als Synonym für das Wort Norm und den Bedeutungen Industrie-Standard und herstellerspezifischer Standard. Ersteres bedeutet, dass dieses Regelwerk
die Instanzen eines Normungsverfahrens - auf nationaler oder internationaler Ebene - durchlaufen hat und anschließend als Vorschrift abgesegnet
sowie veröffentlicht wurde.
Industrie-Standard bedeutet, dass es sich im Laufe der Jahre durch die Praxis vieler Anwender und verschiedener Hersteller
als technisch nützlich und richtig erwiesen hat, bei einer gewissen Problemstellung ein bestimmtes pragmatisches Regelwerk einzuhalten, ohne dass ein (inter)nationales Normungsverfahren
durchgeführt wurde. Ein De-facto-Standard kann aus einem Industrie-Standard hervorgegangen sein. Es gibt viele Beispiele bei denen ein De-Facto-Standard
aus einem Industrie-Standard hervorgegangen ist: Das Disc Operating System (DO) ist wohl einer der bekanntesten De-Facto-Standards, die
aus einem Industrie-Standard hervorgegangen ist. Die Kompaktkassette (CC), die Compact Disc
(CD) und die Blu-Ray-Disc (BD) sind weitere. Das bekannteste Transportprotokoll, das TCP-Protokoll, ist ebenso ein De-Facto-Standard wie viele Dateiformate oder Audio- und HF-Stecker.
Ein herstellerspezifischer Standard hingegen ist noch schwächer: Eine Vielzahl von Anwendern hat aufgrund mehrjähriger Erfahrungen die Erkenntnis
gewonnen, dass es vorteilhaft ist, den firmenspezifischen Spezifikationen eines Herstellers zu folgen.
Weiterhin findet man in der Literatur den Begriff Empfehlung.
Dies ist die schwächste Form der Normung: Anwender und Hersteller sind in keinem Fall verpflichtet, sich danach zu richten.