Backus-Naur-Form (BNF)

Die Backus-Naur-Form ist ursprünglich ein Beschreibungsmittel für die formalen Regeln - das bedeutet die Syntax - einer höheren Programmiersprache, und wird auch als Metasprache bezeichnet. Damit ist die Backus-Naur-Form eine textbasierte Alternative zu Syntaxgraphen. Angewendet wird sie jedoch auch auf die Notation von allgemeinen Befehlssätzen u.a. für Kommunikationsprotokolle. Mit der Backus-Naur-Form ergibt sich die Möglichkeit zur Darstellung von kontextfreien Grammatiken, die wiederum den Typ-2-Grammatiken in der Chomsky-Hierarchie zuzuordnen sind. Die Backus-Naur-Form wurde nach ihren Urhebern - den Informatikern John Backus und Peter Naur - benannt, die diese Darstellungsform erstmals zur Definition der Sprache ALGOL 60 angewendet hatten.

Zur Darstellung in der Backus-Naur-Form werden anstelle des Gleichheitszeichens bzw. des Vereinigungsoperators die metalinguistischen Konnektoren:

::= als Definitionszeichen und

l als Oderzeichen verwendet.

Auf die explizite Darstellung des Verkettungsoperators wird verzichtet. Jede Backus-Naur-Regel definiert eine syntaktische Kategorie, die durch eine metalinguistische Variable bezeichnet wird. Prinzipiell besteht eine Regel aus drei Bestandteilen:

  • die durch eine metalinguistische Variable bezeichnete Kategorie links vom Definitionszeichen,
  • das metalinguistische Definitionszeichen ::=
  • die rechts vom Definitionszeichen stehende syntaktische Formel.
Die metalinguistische Variable wird durch die rechts vom Definitionszeichen stehende Formel erklärt. In der Darstellung einer Regel ist die Unterscheidung der metalinguistischen Variablen von den terminalen Zeichen wesentlich. Deshalb werden die meta-linguistischen Variablen besonders gekennzeichnet, z.B. durch Einschluss in ein Paar spitzwinkliger Klammern. Eine metalinguistische Variable ist ein abstrakter Begriff, der bei der Sprachdefinition so gewählt werden sollte, dass er auf die
  • Bedeutung der bezeichneten syntaktische Kategorie (z.B. ganzzahlige Konstante, Marke),
  • Syntaktische Struktur (z.B. Liste, Vereinbarungsteil) und
  • die Verwendung (z.B. obere Grenze, Laufvariable) hinweist.
Die syntaktische Formel besteht aus einer oder mehreren Alternativen. Mehrere Alternativen in einer Formel werden durch das Oderzeichen getrennt. Eine Alternative ist eine Zeichenreihe aus meta-linguistischen Variablen und terminalen Zeichen des Alphabets. Die terminalen Zeichen repräsentieren sich selbst. Die metalinguistischen Variablen bezeichnen in einer Alternative die durch sie in einer Regel definierten Zeichenreihen.

Beispiele für Zeichenreihen in der Backus-Naur-Form

Beispiele für Zeichenreihen in der Backus-Naur-Form

Die Backus-Naur-Regel zur Definition eines Identifikators ist hier offensichtlich rekursiv. Die Rekursionstiefe ist in dieser Backus-Naur-Regel nicht begrenzt. Eine Einschränkung z.B. der Anzahl der Buchstaben und Ziffern eines Identifikators kann mit den bisher beschriebenen Ausdrucksmitteln nicht ohne weiteres erfolgen. In der erweiterten Backus-Naur-Form wird deshalb die Potenz einer Zeichenreihe als Darstellungsmittel aufgenommen:

[...]exp n:m

Das Klammerpaar [...] umschließt die mindestens n-mal und maximal m-mal aneinander zu kettende syntaktische Konstruktion. Für

[...]exp n:n kann auch [...]exp n oder für [...]exp 0:oo (oo steht für unendlich) kann auch [...]exp* und für [...]exp 1:oo kann auch[...]exp+ sowie für [...]exp 0:1 kann auch [...] notiert werden. Oftmals werden in der erweiterten Backus-Naur-Form Alternativen durch die Auswahlklammerpaare {...} eingeschlossen untereinander notiert.

Die Backus-Naur-Regeln wurden in den 90er Jahren weiterentwickelt zur Augmented Backus Naur Form ( ABNF) und zur Extended Backus Naur Form (EBFN).

Informationen zum Artikel
Deutsch: Backus-Naur-Form - BNF
Englisch: Backus Naur form - BNF
Veröffentlicht: 21.01.2012
Wörter: 468
Tags: Entwicklung, Codierung
Links: Syntax, Programmiersprache, Metasprache, Notation, Chomsky-Hierarchie
Übersetzung: EN
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